Beim Solar- und Windpark Schattendorf wird ein Großspeicher erprobt, der gänzlich auf kritische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt verzichtet und rein auf organischer Basis funktioniert. Die Batterie nimmt überschüssige Energie des Solar- und Windparks auf und speist diese gezielt ein. Wenn dieser Versuch gelingt, können wir die Speicherfrage für Wind- und Sonnenstrom lösen. Das ist der entscheidende Schritt, um nicht nur energieautark, sondern auch preisautark zu werden. Uns geht es bei der burgenländischen Energiewende vor allem um die Bedürfnisse der Bevölkerung. Wir treiben derartige Projekte nicht voran, um die Dividende der Burgenland Energie hochzuschrauben. Wir wollen leistbaren Strom anbieten und unabhängig von internationalen Entwicklungen garantieren zu können.

Das Burgenland hat sich ein klares Ziel gesetzt: Wir wollen und wir werden 2030 klimaneutral, energieunabhängig und damit auch preisunabhängig sein.

Burgenland nimmt europaweite Vorreiterrolle ein

Das Burgenland hat sich ein klares Ziel gesetzt. Wir wollen und wir werden 2030 klimaneutral, energieunabhängig und damit auch preisunabhängig sein. Wir hätten es uns leicht machen können und auf Lithium-Ionen-Speicher setzen können. Aber das hätte nicht zu unserer Haltung gepasst, dass wir die Energie aus den natürlichen und fairen Ressourcen gewinnen wollen. Speicherlösungen, wo wir die Ausbeutung an Mensch und Natur in Kauf nehmen, wollen wir nicht. Deshalb haben wir eine Forschungskooperation mit CMBlu gewählt, um ein europäisches Modell zu erreichen und zu errichten. So wie das Burgenland bei der Windenergie eine Vorreiterrolle eingenommen hat, nehmen wir jetzt wieder eine nationale und europäische Vorreiterrolle ein. Wir wählen nicht den einfachen Weg, wir versuchen, den dauerhaft und nachhaltig richtigen Weg zu wählen.

Wenn dieser Versuch gelingt, können wir die Speicherfrage für Wind- und Sonnenstrom lösen.

Prof. Dr. Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, spricht von der besonderen Bedeutung der Technologie für den europäischen Energiemarkt. Denn die organischen SolidFlow-Batterien kommen ohne kritische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt aus. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist nicht nur klimapolitisch, sondern auch geopolitisch das Gebot der Stunde. Denn kein Diktator dieser Welt kann uns den Wind oder die Sonne abdrehen. Die EU hat sich das Ziel gesetzt, den Anteil der Erneuerbaren am Energieverbrauch bis 2030 auf 42,5 % zu verdoppeln. Dabei müssen wir natürlich aufpassen, dass wir uns nicht in neue Abhängigkeiten begeben. Genau deshalb ist es so wichtig, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen CO2-neutralen Industrie stärken, die Produktionskapazitäten in diesem Bereich ausbauen und uns durch neue Abkommen ein globales Netz an verlässlichen Rohstofflieferanten schaffen.“

Professor Thomas Kienberger betonte, dass die Speicherinfrastruktur auch im Kontext der Netzkapazitäten von großer Bedeutung ist. Für ihn ist das kein Entweder-oder, sondern ein Miteinander. „Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, dann brauchen wir dafür auch einen entsprechenden Netzausbau. Und selbstverständlich unterstützen Speicherlösungen hier auch bei einer vernünftigen und optimalen Nutzung der Netzkapazitäten.“

Der Gründer und CEO der CMBlu Energy, Dr. Peter Geigle, ergänzte: „Mit der erfolgreichen Auslieferung des ersten organischen Speichers für Sonne und Wien ist nun der Grundstein gelegt, um die Technologie in verschiedensten Szenarien zu testen. Unser Fokus liegt in den kommenden Wochen darauf, die Leistung unserer Technologie zu evaluieren und dann weitere Speicher mit einer Gesamtkapazität von 300 MWh ins Burgenland zu liefern.“

„Unabhängigkeit bedeutet, dass wir das ganze Jahr über unsere Energie im Burgenland selbst erzeugen und jederzeit – also in jeder Stunde des Jahres – zur Verfügung haben“, betont Mag. Dr. Stephan Sharma, Vorstandsvorsitzender der Burgenland Energie. „Wir können die Energieunabhängigkeit mit den eigenen Energieressourcen, die uns die Natur schenkt, erreichen. Im Burgenland sind das Wind und Sonne. Ich habe hier immer vom Gold des Burgenlands gesprochen. Wir müssen aber auch akzeptieren: Dieses Gold ist nicht zu jeder Stunde im Jahr verfügbar. Deshalb brauchen wir einen Speicher, um 8.760 goldene Stunden im Jahr zu haben.“ Sharma erklärte, dass ein typischer Wind- und PV-Tag im Burgenland zwei Phasen habe. „Mit einer Unterdeckung und Überdeckung der Nachfrage. Um das für ein energieunabhängiges System auszugleichen, brauchen wir bis 2030 ein Speichervolumen von rund 300 Megawattstunden.“

Darüber hinaus führte Sharma aus, dass das Thema der Energiesicherheit durch den Krieg in der Ukraine und die Diskussionen über Blackouts in der Bevölkerung große Relevanz erhalten habe. „Wir bemerken, dass die Unsicherheit der letzten Jahre dazu geführt hat, dass die Nachfrage nach Stromspeichern massiv gestiegen ist. Innerhalb eines Jahres hat sich die installierte Speicherkapazität in Europa verdreifacht.“

Erster organischer Speicher überzeugt im Labor

Geigle und Sharma betonten gleichermaßen: „Der erste organische Speicher hat bisher ausgezeichnete Ergebnisse im Labor erzielt. Selbstverständlich wird der Einsatz in der freien Stromwildbahn – im Wind-PV-Hybrid-Park von Schattendorf – noch neue Erkenntnisse bringen. Vielleicht auch noch die eine oder andere Herausforderung. Aber wir setzen gemeinsam alles daran, dass diese Technologie voll einsatzfähig wird und möglichst rasch auch zur Marktreife gelangt.“

Die erst Anfang 2023 errichtete Hybrid-Photovoltaik-Anlage in Schattendorf verfügt über eine Gesamtleistung von 15 Megawatt. Die an den Solarpark angeschlossene Organic-SolidFlow-Batterie befindet sich zunächst als „Battery-Lab“ in einem 40-Fuß großen, klimatisierten und ortsunabhängigen Container. Weitere Batterien sollen in den kommenden Monaten an verschiedenen Standorten installiert werden. Die in Deutschland gefertigten Großspeicher sind konsequent modular aufgebaut, und können daher einfach in Hochregalsystemen konfiguriert werden – so entstehen große und kostengünstige „Lagerhäuser für Strom“, die bis in den Gigawattstunden-Bereich erweiterbar sind. SolidFlow-Batterien speichern die elektrische Energie in nahezu unbegrenzt verfügbaren Elektrolyten, verwenden keine umweltgefährdenden Materialien, sind nachhaltig und – da nicht brennbar – sehr sicher zu betreiben.

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